Ja, der 8. März ist der Internationale Frauentag und ich als Frau freue mich immer wieder über diesen Namen und bin ein bisschen stolz.
Es gibt neben als Mädchen geborenen Frauen (Cis-Frau) viele andere weibliche Personen. Um alle zu benennen und nicht nur mit zu meinen, ist das Kunstwort FLINTA entstanden.
F = Cis-Frau (als Mädchen geborene Frau)
L= Lesbe (Frauen liebende Frau, manche definieren es noch offener: FINTAs liebende FLINTA)
I= intersexuelle Person (Das Geschlecht ist nicht eindeutig festgelegt)
N= nonbinäre Person (Nicht eines der beiden = binären Geschlechter)
T= Transperson (manche sagen nur Transfrau)
A= asexuelle Person (Person ohne Geschlechtszugehörigkeit)

Meine Antwort zu Lauras Kommentar s.u. Nochmals herzlichen Dank für den tollen Hinweis, liebe Laura!

Zu welcher bzw. zu welchen Gruppe sich eine Person zugehörig fühlt, entscheidet sie in jedem Augenblick ihres Lebens selbst. Wir können es keiner Person ansehen und auch der Vorname ist kein sicherer Hinweis auf die Geschlechtsidentität.

Da FLINTAs regelmäßig diskriminiert werden, ausgeschlossen, nicht wahrgenommen, totgeschwiegen werden, finde ich es sehr wichtig, vom internationalen FLINTA-Tag zu sprechen und nicht die LINTAs mit zu meinen.

2022 war ich am Ebertplatz in Köln. Wunderbar. Der Platz war VOLL!!!

Zwei Jahre zuvor war wir etwa 20 Personen und haben uns gegenseitig mit den Augen Mut zugelächelt.

Ebertplatz 8-3-22, Foto: MB-K, im Besitz der Fotographin

Jetzt waren wir laut und bunt gemischt: Transfrauen am Mikro, junge Frauen, die gerapt haben, grauhaarige Migrant*innen, die längst Kölner*innen sind und für Freiheit in Afghanistan demonstrierten, asexuelle Personen, deren Geschlecht natürlich nicht gelesen werden konnte, intersexuelle Menschen, die ihre weibliche oder ihre männliche Seite gezeigt haben und deutlich machten, wie intolerant unsere ach so freie Gesellschaft ist, Lesben, die sich in den Armen lagen, Cis-Männer, die auch wollen, dass unsere Gesellschaft endlich gerecht wird, Kinder, die später stolz sein werden, dass sie ihre Eltern begleitet haben, Pflege-FLINTAs – die Pflege sowohl beruflich als auch privat wird zu meist von FLINTAs geleistet und weder wertgeschätzt noch angemessen vergütet -, die die massive Ausbeutung der Care-Arbeit herausgeschrien haben und sich Unterstützung für ihren Arbeitskampf am 18.3.22 wünschen.

Obwohl es nach Sonnenuntergang arschkalt wurde, bin ich sehr glücklich, dort gewesen und mitgezogen zu sein.

Witzig fand ich immer wieder Grüppchen von Cis-Männern, die unsere Demo völlig irritiert gefilmt haben. Hoffentlich verstehen sie auf dem Video unsere Sprüche.

Was mir dieses Jahr richtig aufgegangen ist, ist ein Gedanke, der eigentlich evident ist und klar auf der Hand liegt. Aber wie so oft im Leben muss es erst klick machen, um ihn zu erkennen oder aussprechen zu können.

Es gibt so viele verschiedene Formen weiblichen Menschseins. Die Menschheit besteht nicht nur aus zwei Geschlechtern. Es gibt nicht nur Frauen und Männer. Die Menschheit besteht – und das schon immer – aus ganz vielen verschiedenen Geschlechtern. DIE MENSCHHEIT IST DIVERS!

Diese Erkenntnis wirft ein völlig neues Licht auf den sogenannten Geschlechterkampf. Es stehen sich nicht Frauen und Männer gegenüber, es gibt keine klare Trennlinie.

Für alle Herrschenden ist es äußerst nützlich, wenn wir ihnen glauben, dass wir alle in genau zwei Geschlechter einzuteilen seien und diese beiden Geschlechtern klare Aufgaben und Rollen zugeordnet seien. Ebenso praktische ist es für die Herrschenden (Kirche, Staat, Chef*innnen, Hausbesitzer*innen, Eltern, sofern sie herrschen,…), wenn wir monogam leben und uns in feste Familien ein- bzw. unter-ordnen.

Dieses von so vielen Personen geförderte und getragene System heißt PATRIARCHAT und geht Hand in Hand mit seinem kleinen Bruder dem Kapitalismus. (Ebenso kann es sich wunderbar mit dessen Gegenspieler, dem Sozialismus verbünden.)

Die Frage ist also nicht mehr: Bist du Mann oder Frau? Die Frage lautet: Bist du patriarchal oder für Freiheit, Gerechtigkeit, Achtung, Respekt?

Da wir alle in einem patriarchalen System aufgewachsen sind und leben, ist jedes von uns immer auch patriarchal, egal wie lang es schon im Herzen und Verstand vom Feminismus überzeugt ist. Ich auch!!!

Luise Schottroff hat dazu wunderbar den Gedanken des Evangeliums herausgearbeitet: Jesus sei gekommen zu den Leittragenden des patriarchalen Systems, deren Hände nicht frei von Schuld – ich würde eher sagen: von Mitverantwortung – sind.

Daher kommen auch immer wieder die Aufrufe zur Umkehr: Wenn ihr wieder mal wider besseres Wissen dem Patriarchat und dem Kapitalismus auf den Leim gegangen seid, kehrt einfach wieder um, schüttelt euch den Staub von den Füßen, lasst den falschen, zerstörerischen, ausbeuterischen Weg hinter euch und fangt neu an!

Lasst uns den FLINTA-Tag feiern, jeden Tag!