Vor vielen Jahren, meine Tochter mit Behinderung war ein gutes Jahr alt und mit einer Gehirnblutung geboren. Außerdem war sie sehr entwicklungsverzögert, zu klein, schlief viel zu viel und entwickelte sich mehrere Monate später als andere Babys. Ich habe einen Malkurs gesehen, der an vier Nachmittagen für jeweils zwei Stunden „in den Gärten“ meiner Stadt angeboten wurde. „Zwei Stunden, einmal im Monat, das bekomme ich organisiert“, dachte ich und hab mich angemeldet. Ölfarben hatte ich schon Jahre zuvor gekauft und erst einmal völlig unbedarft ausprobiert – ohne Verdünnung. Dieses erste Bild trocknete sechs Monate lang. 🙂

Also, beim ersten Treffen zum Malkurs war es Frühling und ich war so traurig. Mein Leben war zu Ende. Ich hatte Elternzeit gehabt und noch nie so viel Stress im Leben gehabt wie im vergangenen Jahr. Jede Woche ixte ich mir einen Tag im Kalender, an dem ich keine (Ärzt*in-)Termine annahm, um mal einen Tag ’nur‘ vier Kinder betreuen zu müssen.

So war dieses Frühjahr, dass auch ‚entwicklungsverzögert‘ war, denn Ostern gab es noch kein einziges Blättchen an den Büschen, kein froher neuer Anfang; keine Glücksgefühle wollten sich einstellen. Nur die Frühjahrsmüdigkeit fühlte ich, aber sie glich auffallend der Winter-, Herbst- und Sommermüdigkeit und hat das Leben eher erschwert.

Zurück im Garten haben wir erst Vorübungen zum Lockern und zum perspektivischen Schauen gemacht. So verging die erste Stunde. Da dachte ich: „jetzt muss ich endlich mal anfangen zu malen, sonst wird das heute nix mehr.“ Ich wusste, dass ich ein angefangenes Bild in meinem Alltag nie fertigstellen würde.

Mein Thema war mir schnell klar: Schwarzer Frühling!

„Schwarzer Frühling“ M B-K 2010, im Besitz der Künstlerin

Die Magnolie blühte endlich und die wollte ich malen. Dabei fiel mir auf, wie differenziert die Farbe der einzelnen Blütenblätter sind. Faszinierend, trotz meiner Traurigkeit.

So entstand der Bütenast ohne Ast. Und drumherum wölbt sich das Schwarz, Grau türmt sich auf, umgibt die zarten Blüten, droht sie fast zu verschlingen und doch leuchten sie zart und stark in dieser trostlosen Wüste.

„Schwarzer Frühling“ heißt das Bild und es begleitet mich seit seiner Entstehung durch mein Leben, hängt immer wieder in anderen Räumen und hat wenig später ein farbliches Pendant bekommen: „The wall“

„The wall“, M B-K 2010, im Besitz der Künstlerin