es ist viel geschehen in letzter Zeit. Mein Leben wurde ganz schön durcheinander gewirbelt. Und hier wurde es still. Ich bin angefeindet worden. Von Progressiven in der Kirche. Mein Bekenntnis zum Göttlichen, das nicht ausschließlich ein männliches Geschlecht trägt, zur Göttin wurde mir als politische Aussage zur Last gelegt.
Es ginge mir nur um Profilierung, um aufzufallen und zu schocken.
Oh traurige Verkennung.
Sicher, ich falle gerne mal auf, mache den Mund auf, wenn viele aus Angst schweigen, aber nie um des Auffallens wegen. Um der Sache willen. Und als Anwältin und Stellvertreterin für die, die sich nicht trauen.
So habe ich einen Schlussstrich gezogen, mich zurückgezogen aus der Gruppe, die mich verkannt hat. Die mir Böses unterstellte, wo ich stammelnd nach Wahrheit suchte. Die meine Akzeptanz gerne annahm, mich aber nicht akzeptieren wollte. Die progressiv, aber nicht feministisch sein wollte und mich auch nicht feministisch wollte.
Die gestöhnt hat, wenn ich aus tiefem Herzen „geliebte Göttin“ gebetet habe.
Und ich habe ein Bekenntnis abgelegt. Mein eigenes Glaubensbekenntnis, das sicher nicht endgültig ist, das sich bewusst am Apostolischen Glaubensbekenntnis orientiert und es sehr bewusst verändert. Mit diesem Bekenntnis verweigere ich mich der Teilung des Christ*innentums in verschiedene Bekenntnisse.
Ich bekenne meinen tiefen, ganz eigenen Glauben.
Ich erwarte nicht, dass es genauso auch dein Glaube sein muss. Sondern ich wünsche mir, dass du mich akzeptierst mit meinem Glauben, so wie ich dich mit deinem Glauben akzeptiere. Und so möchte ich gerne mit dir gemeinsam unsere Glauben feiern.
Für viele Menschen ist die Ruah Älohim eine seltsame Erscheinung, wörtlich übersetzt die Geistin der Gött*innen, denn Ruah ist weiblich im Hebräischen und Älohim ist ein Plural und wird meist männlich benutzt, aber nicht ausschließlich. Manche Menschen benutzen gerne die Übersetzung „Geistkraft“ oder „Geisteskraft“. Mir persönlich gefällt sie nicht so sehr, weil zum Einen wieder der männliche Geist und zum Anderen keine weibliche Person benannt wird. Die Wortsilbe „-kraft“ versteckt eher das Geschlecht, z.B. in Lehrkraft statt Lehrer*in oder in Putzkraft. Ich möchte damit keiner Person ausreden, von Geisteskraft zu sprechen. Wir spielen mit neuen Begriffen für Göttin/Gott und das ist gut.
Für mich ist die Ruah eine der drei Personen des Göttlichen. Und sie ist weiblich.
Ich kenne diverse Personen, die in Gött*in Mutter (w), Sohn (m) und Ruah (d) sehen und sich so stärker mit dem Heiligen Geist* verbunden fühlen.
Jede, jeder und jedes soll meiner Meinung nach genau so beten, wie es aus dem eigenen Herzen und der eigenen Seele aufsteigt. In der Vielfalt der Göttesbilder kann ein lebendiger Glaube gedeihen.
So werde ich im Laufe dieses Beitrags zwischen den drei Geschlechtern wechseln, um alle mal „richtig“ anzusprechen.
Die Heilige Geistin ist mir nahe und wichtig seit meiner Firmung. Ich habe das Sakrament sehr bewusst -schon verliebt in Jesus – empfangen und es war mir wichtig auf meinem Glaubensweg.
Die Gaben der Heiligen Geistin kommen mir das ganze Jahr in den Sinn. Immer wieder denke ich an Zeilen aus dem Kirchenlied: „In der Glut hauch Kühlung zu.“ Was für ein tröstlicher Gedanke bei 38°C.
Martin Buber und Stefan Rosenzweig übersetzen Ruah im Schöpfungsbericht mit „Ein Säuseln war über dem Wasser.“ Ihre zu Beginn des 20. Jahrhunderts angefertigte, sehr poetisch am hebräischen Original orientierte Übersetzung des Tenach (Hebräische Bibel entspricht in etwa dem Ersten Testament) gilt mit einem sehr bitteren Beigeschmack als Abschiedsgeschenk der deutschen Jüd*innen an die Deutschen.
„Ein Säuseln über dem Wasser“, wie schön. Kein Sturm, keine Gewalt und doch nicht unwirksam. Ein Säuseln kann ich hören, kann ich sehen, es bewegt die Wasseroberfläche, lockt vielleicht Fische an, unterbricht eine spiegelgatte Fläche, könnte aus einem Mund stammen, klingt wie lockende Töne für alle Lebewesen. Verliebte säuseln gerne. Mütter vieler Tierarten und der Menschen säuseln mit ihren Neugeborenen und schaffen so eine tiefe Verbindung.
Göttliches Säuseln in meinem Leben höre ich in Bäumen, die im dem Wind zu mir sprechen. Höre ich in meinem Herzen, wenn ich total sauer bin und dann tief in mir eine ganz leise Stimme sagt: „na, vielleicht, so ein ganz kleines bisschen, kann die andere auch recht haben.“ Das ist der Anfang von Verständnis, Einlenken, Verzeihen und Vertöchterung (manche sprechen von Versöhnung).
Dein Geist bewegt die Herzen, wenn Feinde wieder miteinander sprechen, Gegner sich die Hände reichen, und Völker, Konfessionen und Religionen einen Weg zueinander suchen.
So heißt es im Hochgebet der Versöhnung. Und genauso erlebe ich Göttins Wirken in der Welt. Wenn wir den Heiligen Geist wirken lassen, dann kann Frieden entstehen, dann können wir ein bisschen Reich Göttes leben.
Wenn Heiliges Geist* Raum bekommt in unseren Herzen, dann können wir Fehler machen und ohne Scham lernen z.B. Menschen, die weder Mann noch Frau sind als diverse Personen zu benennen. Sie mit „Liebe Geschwister“ auch ansprechen und weniger vergessen, als wenn wir „Liebe Schwestern und Brüder sagen.“ Dann ist es nicht schlimm, wenn es uns mal wieder durchgeht und erst beim Segen wieder einfällt, weil wir um Vergebung bitten und einander vergeben können.
Dann säuselt Ruah um uns herum und die Heilige Geistin hält ihre machtvolle Hand, ihre ausgebreiteten Flügel über uns und nimmt uns unter seine Fittiche.
Die letzten Tage war ich unterwegs. In Wien. Ich habe meine Töchter getroffen und verabschiedet und habe viele Menschen getroffen und bin einigen begegnet. Ein Auftritt beim Poetry Slam in der Brunnenpassage hat mir viele neue Erkenntnisse gebracht: Über mich, über Sexismus, der uns immer noch begleitet und nicht gebrandmarkt wird so wie Rassismus, übers Schreiben, über Rassismus in vielen Nuancen.
Und ich habe extra dafür und auf Anregung einer Wiener Maria (von Maria 2.0) noch schnell einen Text über Maria 2.0 verfasst. Den konnte ich beim Poetry Slam nicht lesen, weil ich es falsch verstanden hatte und nur einmal ans Micro kam und nicht evtl. dreimal. Hihi. Aber kein geschriebenes Wort ist vergebens.
So habe ich ihn in der Maria 2.0 Gruppe in Wien-Inzersdorf in der Gemeinde St. Nikolaus vorgetragen. Es war ein toller Abend mit viel Austausch, mit Mut machen, mit gegenseitigem Zuspruch und wundern und staunen, was bei euch in Österreich, bei euch in Deutschland, bei euch in Wien, bei euch in Köln möglich ist und verübt wird.
Beide haben beklagt, dass Briefe/Mails an den Erzbischof nicht beantwortet werden. Dafür gab es gute Reaktionen von Bischöfen aus anderen Bistümern. Die Historikerin warf ein, dass sie keine Graswurzelbewegung kenne, die sich gehalten habe ohne eine Institution zu werden. Wollen wir uns also aus der Institution raushalten, um uns nicht korrumpieren und aufreiben zu lassen oder wollen wir versuchen, die Institution von innen, auch in ihren Gremien zu verändern? Eine sehr schwere Frage, die jedes nur für sich selbst und in Abwägung der eigenen Grenzen und Stärken abwägen kann.
Unser gemeinsames Ziel ist die Gerechtigkeit. Gendern auch im Göttesbild, war für manche neu und ungewohnt. In ihrem ersten Protestgottesdient habe die Wiener*innen im Kyrie deutlich gesagt, dass eine Frau mit Gewalterfahrung durch einen Mann unmöglich zu einem männlichen Seelsorger und Sakramentenspender gehen kann. Einer Besucherin des Göttesdienstes sind dabei die Augen aufgegangen.
Obwohl es ausreichend Priester gibt in Inzersdorf, die die Messe lesen – also entgegen den Vorgaben des zweiten Vaticanums, wonach in der heilige Messe alle Beteiligten eine Rolle spielen, wenn auch verschiedene Rollen – gestalten Liturgiemitarbeiterinnen zwei Mal im Monat – am 2. Samstag und am 3. Sonntag – einen Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung selbständig. Diese Freiheit ist mit dem vorherigen Pfarrer eingeführt worden und erfreut sich zunehmender Beliebtheit, da die Gemeinde beteiligt ist in diesen Gottesdiensten.
Voller Stolz wurde mir berichtet, dass das Maria 2.0 Banner monatelang vor der Kirche stand während des Lockdowns, weil niemand es weggeräumt hat. So auch während der Wahl in der benachbarten Schule. Und das ganze Dorf kam auf dem Weg zur Wahl daran vorbei.
Bedauert haben wir gemeinsam, dass Maria 2.0 mittlerweile eine negative Einstellung zur katholischen Kirche unterstellt wird. Ein österreichischer Frauenverband wollte nicht mit Maria 2.0 zusammenarbeiten, weil sie sagten, mit diesem Forderungen bliebe konsequenterweise nur der Kirchenaustritt. Das hat die Inzersdorfer*innen getroffen, da sie ausdrücklich mit ihrem Motto: „Auftreten statt Austreten“ ihrem Weg begonnen haben als gemischtgeschlechtliche Maria 2.0 Gruppe. Viele sind im Pfarrgemeinderat und sie bilden die tragende Säule ihrer Gemeinde. Unsere Gruppe in Köln vereint Personen, die ausgetreten sind und die diesen Schritt nicht gegangen sind, diverse Personen, die weder männlich noch weiblich sind und Personen, die sich als Frau und andere als Mann präsentieren. Einig waren wir uns alle, dass unsere Kirche wieder allumfassend katholisch werden soll, wie ich es oben auf der Startseite geschrieben habe.
Früh haben sie in St. Nikolaus ihre Jugend mit eingebunden, indem sie sie z.B. gebeten haben, weiße Schleifen zur Amazonien-Synode bunt mit Maria 2.0 Logo zu bemalen.
So ein Austausch unter Geschwistern im Geiste ist etwas Wunderbares. Wir waren nicht alle einer Meinung und so sind viele neue Ideen entstanden und Perspektiven geöffnet worden.
Ich für mich habe zwei gute Vorsätze im Gepäck: Zum einen möchte ich zusammen mit anderen Marias deutsche Bischöfe anschreiben, die dem Gedanken der Gerechtigkeit zugeneigt sind, danach auch international. Ich möchte damit die reformbereiten Bischöfe unterstützen und mit unseren Erfahrungen, Wünschen, Bedürfnissen und Sorgen auf dem Laufenden zu halten. Sie dürfen nicht nur von Opus Dei und anderen konservativen Kreisen umgeben sein.
Zum anderen möchte ich mit vielen anderen Maria 2.0-Gruppen in Kontakt treten und über ein gerechtes Göttesbild in den Austausch treten. Wie gehen sie bei ihren Feiern damit um? Benutzen sie die Bibel in gerechter Sprache? Sprechen sie vom Göttlichen, von Göttin und Gott?
Wir werden sehen.
Wie hat Leo mir so lieb in mein Abschiedsgeschenk – das Buch „Frauen machen Kirche“ – geschrieben: „Möge der Hl. Geist – die Hl. Geistin ungebremst wirken können.“
Im April 22 lag das Montagsgebet am 3. Montag im Monat ausgerechnet auf dem Ostermontag. Leider waren viele Marias verreist, so dass wir schon überlegt hatten, ob wie es ausfallen lassen wollen. Das fand ich total schade, da haben wir mal am höchsten christlichen Fest die Möglichkeit nach unseren Vorstellungen Göttesdienst zu gestalten und lassen wir diese Chance sausen? Nein! Wir haben gebetet, gesungen, Frauen predigen lassen, blühende Zweige verteilt, an denen ein gegenderter Segen befestigt war. Die Zweigen mit dem Segen waren zum Weitergeben und um sich selbst zu erfreuen. Meiner hat sich in der Vase Zuhause sehr schön erholt und der Segen hat mir an einem traurigen Abend, an dem ich mich sehr missverstanden und alleingelassen gefühlt habe, sehr geholfen. Geht es darin doch darum, dass Gött verhindern möge, dass mein Ärger zum Magengeschwür würde.
Die gemeinsame Feier am Ostermontag hat uns allen sehr gut getan. Viele sagten nachher, dass es für sie ein gelungener Abschluss ihres Osterfestes war. Für mich war es der Höhepunkt. Den Ablauf und die Predigt findet ihr auf der Seite Spiritualität.
Vor vielen Jahren, meine Tochter mit Behinderung war ein gutes Jahr alt und mit einer Gehirnblutung geboren. Außerdem war sie sehr entwicklungsverzögert, zu klein, schlief viel zu viel und entwickelte sich mehrere Monate später als andere Babys. Ich habe einen Malkurs gesehen, der an vier Nachmittagen für jeweils zwei Stunden „in den Gärten“ meiner Stadt angeboten wurde. „Zwei Stunden, einmal im Monat, das bekomme ich organisiert“, dachte ich und hab mich angemeldet. Ölfarben hatte ich schon Jahre zuvor gekauft und erst einmal völlig unbedarft ausprobiert – ohne Verdünnung. Dieses erste Bild trocknete sechs Monate lang. 🙂
Also, beim ersten Treffen zum Malkurs war es Frühling und ich war so traurig. Mein Leben war zu Ende. Ich hatte Elternzeit gehabt und noch nie so viel Stress im Leben gehabt wie im vergangenen Jahr. Jede Woche ixte ich mir einen Tag im Kalender, an dem ich keine (Ärzt*in-)Termine annahm, um mal einen Tag ’nur‘ vier Kinder betreuen zu müssen.
So war dieses Frühjahr, dass auch ‚entwicklungsverzögert‘ war, denn Ostern gab es noch kein einziges Blättchen an den Büschen, kein froher neuer Anfang; keine Glücksgefühle wollten sich einstellen. Nur die Frühjahrsmüdigkeit fühlte ich, aber sie glich auffallend der Winter-, Herbst- und Sommermüdigkeit und hat das Leben eher erschwert.
Zurück im Garten haben wir erst Vorübungen zum Lockern und zum perspektivischen Schauen gemacht. So verging die erste Stunde. Da dachte ich: „jetzt muss ich endlich mal anfangen zu malen, sonst wird das heute nix mehr.“ Ich wusste, dass ich ein angefangenes Bild in meinem Alltag nie fertigstellen würde.
Mein Thema war mir schnell klar: Schwarzer Frühling!
Die Magnolie blühte endlich und die wollte ich malen. Dabei fiel mir auf, wie differenziert die Farbe der einzelnen Blütenblätter sind. Faszinierend, trotz meiner Traurigkeit.
So entstand der Bütenast ohne Ast. Und drumherum wölbt sich das Schwarz, Grau türmt sich auf, umgibt die zarten Blüten, droht sie fast zu verschlingen und doch leuchten sie zart und stark in dieser trostlosen Wüste.
„Schwarzer Frühling“ heißt das Bild und es begleitet mich seit seiner Entstehung durch mein Leben, hängt immer wieder in anderen Räumen und hat wenig später ein farbliches Pendant bekommen: „The wall“
Das war unsere Einladung. Wir haben uns über jede Person gefreut, die ihr gefolgt ist. Für ein Montagsgebet hatten wir einen erfreulich hohen Anteil an männlichen Personen und an queeren Personen. Das hat uns auch sehr gefreut. Wir waren sehr aufgeregt und so hat auch nicht alles ganz so geklappt, wie gedacht und so haben wir mehr als eine Stunde gefeiert. Am Ende waren wir sehr glücklich. Ablauf und Predigt findet ihr auf den entsprechenden Seiten unter Spiritualität.
21.3
19:00 Uhr St. Agnes
Montagsgebet von Maria 2.0
Regenbogenbunter Frühling- zum internationalen Tag gegen Rassismus
Willkommen seid ihr alle, egal, welches der vielen Geschlechter ihr euch zuordnet. Bringt eure Regenbogenfahnen oder Bi oder Trans oder… mit und lasst uns die Kirche bunt schmücken zu unserem Fest.
Ladet Freund*innen aller Nationalitäten und Glaubensrichtungen ein. Bringt einen weißen Schal mit als Zeichen eurer Verbundenheit mit Maria 2.0 mit.
Ebenfalls Transparente z.B. „Black lives matter“.
Kommt und fühlt euch frei genauso mit uns zu feiern, wie es euch guttut. Und sei es nur für zehn Minuten. Stehend, knieend, tanzend, weinend, sprechend, singend oder was auch immer euch entspricht. Mit Agapemahl.
Weiß ist die Farbe von Maria 2.0, auch wegen des Taufkleides. So tragen alle Priester eine weiße Albe. Weiße Alben und weiße Chorhemden dürfen alle Gläubigen während der liturgischen Feiern tragen, denn alle spielen eine Rolle im Göttesdienst.
Daher werden wir vorher weiße Alben und Chorhemden in den Bänken auslegen, die ihr während unserer gemeinsamen Feier tragen dürft. Natürlich ist das ein freies Angebot und keine Verpflichtung. Jedes soll sich wohl fühlen, ob mit oder ohne zusätzliches Gewand.
Ja, der 8. März ist der Internationale Frauentag und ich als Frau freue mich immer wieder über diesen Namen und bin ein bisschen stolz. Es gibt neben als Mädchen geborenen Frauen (Cis-Frau) viele andere weibliche Personen. Um alle zu benennen und nicht nur mit zu meinen, ist das Kunstwort FLINTA entstanden. F = Cis-Frau (als Mädchen geborene Frau) L= Lesbe (Frauen liebende Frau, manche definieren es noch offener: FINTAs liebende FLINTA) I= intersexuelle Person (Das Geschlecht ist nicht eindeutig festgelegt) N= nonbinäre Person (Nicht eines der beiden = binären Geschlechter) T= Transperson (manche sagen nur Transfrau) A= asexuelle Person (Person ohne Geschlechtszugehörigkeit)
Meine Antwort zu Lauras Kommentar s.u. Nochmals herzlichen Dank für den tollen Hinweis, liebe Laura!
Zu welcher bzw. zu welchen Gruppe sich eine Person zugehörig fühlt, entscheidet sie in jedem Augenblick ihres Lebens selbst. Wir können es keiner Person ansehen und auch der Vorname ist kein sicherer Hinweis auf die Geschlechtsidentität.
Da FLINTAs regelmäßig diskriminiert werden, ausgeschlossen, nicht wahrgenommen, totgeschwiegen werden, finde ich es sehr wichtig, vom internationalen FLINTA-Tag zu sprechen und nicht die LINTAs mit zu meinen.
2022 war ich am Ebertplatz in Köln. Wunderbar. Der Platz war VOLL!!!
Zwei Jahre zuvor war wir etwa 20 Personen und haben uns gegenseitig mit den Augen Mut zugelächelt.
Jetzt waren wir laut und bunt gemischt: Transfrauen am Mikro, junge Frauen, die gerapt haben, grauhaarige Migrant*innen, die längst Kölner*innen sind und für Freiheit in Afghanistan demonstrierten, asexuelle Personen, deren Geschlecht natürlich nicht gelesen werden konnte, intersexuelle Menschen, die ihre weibliche oder ihre männliche Seite gezeigt haben und deutlich machten, wie intolerant unsere ach so freie Gesellschaft ist, Lesben, die sich in den Armen lagen, Cis-Männer, die auch wollen, dass unsere Gesellschaft endlich gerecht wird, Kinder, die später stolz sein werden, dass sie ihre Eltern begleitet haben, Pflege-FLINTAs – die Pflege sowohl beruflich als auch privat wird zu meist von FLINTAs geleistet und weder wertgeschätzt noch angemessen vergütet -, die die massive Ausbeutung der Care-Arbeit herausgeschrien haben und sich Unterstützung für ihren Arbeitskampf am 18.3.22 wünschen.
Obwohl es nach Sonnenuntergang arschkalt wurde, bin ich sehr glücklich, dort gewesen und mitgezogen zu sein.
Witzig fand ich immer wieder Grüppchen von Cis-Männern, die unsere Demo völlig irritiert gefilmt haben. Hoffentlich verstehen sie auf dem Video unsere Sprüche.
Was mir dieses Jahr richtig aufgegangen ist, ist ein Gedanke, der eigentlich evident ist und klar auf der Hand liegt. Aber wie so oft im Leben muss es erst klick machen, um ihn zu erkennen oder aussprechen zu können.
Es gibt so viele verschiedene Formen weiblichen Menschseins. Die Menschheit besteht nicht nur aus zwei Geschlechtern. Es gibt nicht nur Frauen und Männer. Die Menschheit besteht – und das schon immer – aus ganz vielen verschiedenen Geschlechtern. DIE MENSCHHEIT IST DIVERS!
Diese Erkenntnis wirft ein völlig neues Licht auf den sogenannten Geschlechterkampf. Es stehen sich nicht Frauen und Männer gegenüber, es gibt keine klare Trennlinie.
Für alle Herrschenden ist es äußerst nützlich, wenn wir ihnen glauben, dass wir alle in genau zwei Geschlechter einzuteilen seien und diese beiden Geschlechtern klare Aufgaben und Rollen zugeordnet seien. Ebenso praktische ist es für die Herrschenden (Kirche, Staat, Chef*innnen, Hausbesitzer*innen, Eltern, sofern sie herrschen,…), wenn wir monogam leben und uns in feste Familien ein- bzw. unter-ordnen.
Dieses von so vielen Personen geförderte und getragene System heißt PATRIARCHAT und geht Hand in Hand mit seinem kleinen Bruder dem Kapitalismus. (Ebenso kann es sich wunderbar mit dessen Gegenspieler, dem Sozialismus verbünden.)
Die Frage ist also nicht mehr: Bist du Mann oder Frau? Die Frage lautet: Bist du patriarchal oder für Freiheit, Gerechtigkeit, Achtung, Respekt?
Da wir alle in einem patriarchalen System aufgewachsen sind und leben, ist jedes von uns immer auch patriarchal, egal wie lang es schon im Herzen und Verstand vom Feminismus überzeugt ist. Ich auch!!!
Luise Schottroff hat dazu wunderbar den Gedanken des Evangeliums herausgearbeitet: Jesus sei gekommen zu den Leittragenden des patriarchalen Systems, deren Hände nicht frei von Schuld – ich würde eher sagen: von Mitverantwortung – sind.
Daher kommen auch immer wieder die Aufrufe zur Umkehr: Wenn ihr wieder mal wider besseres Wissen dem Patriarchat und dem Kapitalismus auf den Leim gegangen seid, kehrt einfach wieder um, schüttelt euch den Staub von den Füßen, lasst den falschen, zerstörerischen, ausbeuterischen Weg hinter euch und fangt neu an!
Heute Abend haben wir für den Frieden gebetet. Ganz spontan in St. Gertrud. Ich habe still für die Mütter der russischen Soldat*innen gebetet.
Mein Fürbitte war: „Geliebte Göttin, hilf dass wir -wie in jedem Konflikt notwendig – beide Seiten verstehen und zu einer gerechten Lösung kommen.“
Unsere Ideen zur Solidarität mit den Ukrainer*innen waren:
Friedendemo am Rosenmontag in Köln besuchen
Transparente ins eigene Fenster hängen
Caritas International für die Ukraine unterstützen mit Geldspenden
Eine Zwei-Zimmer-Wohnung für geflüchtete Ukrainer*innen, die unsere Pfarrsekretärin kennt, anbieten
Per soziale Medien Kontakt zu Ukrainer*innen aufnehmen
Segen in den Osten schicken, jeden Tag
Aus allen Konflikten, ob in Schule, im Beruf, in der Beziehung, in engagierten Gruppen wissen wir, dass Deeskalation der einzige Weg zur Lösung ist. Daher schüren weitere eskalierende Maßnahmen, um die „Feind*innen“ zu treffen, nur den Konflikt, sprich sorgen dafür, dass der Krieg länger währt und sich weiter ausdehnt.
Ich wünsche mir Verständnis mit beiden Seiten.
Ich wünsche mir Solidarität mit den Russ*innen, die trotz Gefängnis mutig auf die Straße gehen und ihr Nein zu diesem Krieg zeigen.
Ich wünsche mir, dass wir alle (Landes-)Grenzen aufgeben und endlich lernen, dass wir nur zusammen gut auf diesem Planeten leben können.
Ich wünsche mir, dass Wirtschaftsinteressen keine Rolle mehr spielen.
Ich wünsche mir, dass das Leben auf diesem Planeten, egal ob osteuropäisch, klein wie ein Floh, intelligent wie ein Delfin, groß wie ein Berg, weiblich wie eine Frau oder wie auch immer das Leben sein mag, dass dieses Leben von allen respektiert und gefördert wird nach den jeweiligen Möglichkeiten.